Ideen, Impressionen,
Interessen –
Die Menschen hinter unseren Büchern
Ilse Nekut |
Ilse Nekut: Ich über mich
|
Mein bisheriges
Leben
|
Ilse Nekut wurde 1947 als Tochter einer Hausfrau und eines
Filmtonmeisters in Wien geboren und ist dort aufgewachsen.
An der Wiener Uni studierte sie Naturwissenschaften. Seit 1985
lebt sie in Scheibbs, NÖ, unterrichtet am Gymnasium Wieselburg
Mathematik und Physik und arbeitet seit vielen Jahren als Kulturkolumnistin
einer regionalen Zeitung. Nachdem sie sich einige Zeit der
Kulturarbeit in der Kleinstadt Scheibbs gewidmet hatte, entdeckte
sie ihre Liebe zum Tanztheater und stieg damit in die Fußstapfen
ihrer Großeltern, die auf der Bühne zuhause waren.
Nach Tanzausbildungen in Wien, Zürich und Konstanz inszenierte
und choreographierte sie eine Reihe von Tanztheaterstücken
für Jugendliche.
Für mich ist es immer wieder eine große Herausforderung, Ideen
und Bilder, die nur in meinem Kopf geboren werden und sich dort entwickeln, in
Realität umzusetzen. Die Realität der Bühne ist für mich
genauso ,wirklich` wie die des Alltags um uns herum.
Alles, was ,wirkt`, ist für mich Wirklichkeit, und insofern ist das
Schreiben von Tanz- oder Theaterstücken, Romanen oder Geschichten
Schaffen von Wirklichkeit, die Menschen erreichen, berühren und verändern
kann, sagt die Autorin heute.
In den letzten Jahren steckt sie ihre Energie vorwiegend in die Schriftstellerei. Schreiben
ist anstrengend, zermürbend und mühsam. Und es ist faszinierend,
befriedigend und ,lebensnotwendig`, sagt sie über ihre Arbeit. |
Bisherige literarische
Aktivitäten und
Veröffentlichungen
|
1998 – Der Sprung (Erzählung – 4.
Preis des Grestner Literaturwettbewerbs 1998)
1998 – Geliebter Osiris (Roman – 2. Auflage 1999)
1999 – Svens Nacht (Kurzgeschichte, 9. Platz beim Literaturwettbewerb
der Universität Tübingen)
2000 – 100 Kultursplitter (ausgewählte Kolumnen)
2000 – J. grüßt Joe (Kurzgeschichte)
2002 – ZehnEins – 55 Variationen zu Menschen und
Musen (Edition Garamond, Wien) |
Meine Einstellung
zum Schreiben
|
In meiner Wohnung liegen überall – innerhalb einer
Reichweite von maximal vier Metern – weiße Blätter
und Schreibstifte bereit, und in meiner Handtasche schleppe
ich stets ein Diktaphon mit mir herum. Es ist für mich
unvorstellbar, nicht jederzeit die Möglichkeit zu haben,
Gedanken aus meinem Kopf auf Papier oder Magnetband festzuhalten.
Besonders bei langen Autofahrten werden Menschentypen und Charaktere
geboren, und Ideen für Geschichten entwickeln sich. Natürlich
sind für mich oft äußere, reale Anlässe
Auslöser für Fiktives. Heißt Dichten nicht
auch, Realität zu ver-dichtenund dichterzu
machen?
In fast jeder meiner Figuren wohnt ein Teil von mir, den nur ich erkenne,
aber auch in Handlungsräumen finden sich Orte meiner Kindheit oder
Plätze aus dem letzten Jahr nieder. In meinem Alltag erlebe ich Unangenehmes
oder Freudvolles, und bereits während des Erlebens spüre ich
den Wunsch, es – verwandelt und verändert – niederzuschreiben.
Ich suche die Worte für dieses Niederschreiben schon im Moment des
Geschehens, und manchmal glaube ich, dass dieses Denken an die Beschreibung
das Erleben selbst intensiviert. Viele Fotografen behaupten ja auch, dass
ihr suchender Kamerablick ihr Schauen tiefer und genauer macht.
Ähnlich ist es wohl mit dem Schreiben.
Natürlich braucht Schreiben auch eine Struktur – zumindest bei
einem längeren literarischen Entwurf. Dieses Schaffen einer Struktur – für
mich der Beginn jeder literarischen Arbeit – macht mir besonderen
Spaß. Die Figuren, die dann in dieser Struktur ihren Platz finden,
entwickeln bald ein Eigenleben, das mein Schreiben beeinflusst. Immer wieder
erstaunt es mich, wie Figuren, die meinem Kopf entsprungen sind, gleichsam
zu lebendigen Menschen werden – mit eigenständigen Charakteren
und Handlungen, die nicht allein
ich bestimme. Dies ist – abgesehen von der mühsamen Arbeit,
die dahintersteckt – eine wunderbare Erfahrung. Irgendjemand hat
einmal gesagt: ,Es gibt nichts Quälenderes als zu schreiben, und es
gibt nichts Befriedigenderes als etwas geschrieben zu haben.` Das kann
ich nur bestätigen. |
Das neue Buch
ZehnEins
|
ZehnEins ist das Ergebnis des Wunsches, kleine,
feine Geschichten zu erzählen. Poetische, manchmal skurrile
oder irreale, phantastische Geschichten, die von Menschen handeln,
aber auch von der Welt der Musik, der Mythologie und der Physik.
Außerdem sollten es Geschichten werden, die in eine äußere,
mathematische Struktur gebettet sind, und ihr thematischer
Zusammenhang sollte sich durch diese Struktur ergeben. Ich
mag das Spielen mit verborgenen Mustern und Regelmäßigkeiten,
und so sollten es kurze Geschichten werden, die zwar jede für
sich lesbar sind, aber dennoch miteinander korrespondieren.
Manchen Figuren begegnet man immer wieder, und verblüffende
Querverbindungen tun sich auf, wenn man die 55 Geschichten
aufmerksam verfolgt. |
|