Dr. Susanna Harringer
Eine Katze im Zimmer hilft sehr
Diesen Rat legt die schottische Schriftstellerin Muriel
Spark der Hauptfigur ihres wunderbaren Romans „A
far cry from Kensington“ in den Mund. Diese Mrs.
Hawkins arbeitet nämlich in London als Verlagslektorin
und wird von vielen Autorinnen und Autoren um ihre Meinung
gebeten:
Sein starrer Blick war offenbar nur eine eigentümliche
Angewohnheit, oder vielleicht hatte er medizinische Ursachen,
der Brigadegeneral starrte mich zwar weiterhin an, aber
er begann schließlich ein Gespräch, als ich
eine Bemerkung darüber machte, dass er wohl ein
interessantes Leben geführt hatte.
„Ich könnte ein Buch schreiben“, sagte er.
„Warum tun Sie's nicht?“
„Ich kann mich nicht konzentrieren“.
„Um sich zu konzentrieren“, sagte ich, „braucht man eine Katze.
Haben Sie zufällig eine Katze?“
„Eine Katze? Nein. Keine Katze. Zwei Hunde. Das reicht vollkommen.“
Also gab ich ihm den sehr guten Rat, dass man sich eine Katze beschaffen sollte,
wenn man sich ganz auf ein Problem konzentrieren will, besonders aufs Schreiben.
Wenn man mit der Katze allein in dem Raum sitzt, in dem man arbeitet, erklärte
ich ihm, wird die Katze unweigerlich auf den Schreibtisch klettern und sich
gemütlich unter der Schreibtischlampe niederlassen. Das Licht einer Lampe,
erklärte ich weiter, ist einer Katze sehr angenehm. Die Katze wird sich
niederlassen und gelassen sein, mit einer Ruhe, die alles Verständnis übersteigt.
Und diese Gelassenheit der Katze wird mit der Zeit auf den Menschen übergehen,
der dort am Schreibtisch sitzt, sodass die ganze Nervosität, die die Konzentration
stört, sich legt und der Geist die Selbstbeherrschung zurückgewinnt,
die er verloren hat. Man muss die Katze nicht die ganze Zeit anschauen. Ihre
Anwesenheit reicht völlig aus. Die Wirkung einer Katze auf die Konzentration
eines Menschen ist bemerkenswert, sehr rätselhaft.
Der Brigadegeneral hörte zutiefst interessiert zu, während er aß,
seine starren Augen gingen zwischen mir und seinem Teller hin und her. Dann
sagte er: „Gut. Richtig. Ich werde gehen und mir eine Katze beschaffen.“ (Ich
muss Ihnen an dieser Stelle sagen, dass der Brigadegeneral mir drei Jahre später
seine Kriegserinnerungen schickte, sie sind bei Mackintosh & Tooley herausgekommen.
Auf dem Schutzumschlag war ein Bild von ihm am Schreibtisch, mit einer großen
Straßenkatze neben ihm, die unergründlich neben der Lampe saß.
Er hatte eine Widmung hineingeschrieben: „Für Mrs. Hawkins, ohne
deren freundlichen Ratschlag diese Erinnerungen nie geschrieben worden wären – und
danke, dass Sie mich mit Grumpy bekanntgemacht haben.“ Das Buch selbst
war außerordentlich langweilig. Aber ich hatte ihm ja nur gesagt, dass
eine Katze hilft, sich zu konzentrieren, und nicht, dass die Katze das Buch
für einen schreibt.)
(Eigene auszugsweise Übersetzung aus „A far
cry from Kensington“, Penguin Books, 1988) |