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Cover Margarita Fuchs, Talentierte Labyrinthe, Gedichte, Edition Garamond
Gedichte

Ungezügelte Nachgedanken und andere Gedichte

Margarita Fuchs, Talentierte Labyrinthe

Gedichte

226 Seiten, 14 x 20,3 cm, Broschur
Euro 22,00/sfr 40,00
ISBN 3-85306-031-5

Über den Gedichtband

Die Autorin bebildert das Leben und liefert Anstöße, dem großen Gestus zu misstrauen und Gefühle in einem anderen Kontext entstehen zu lassen. Sie geht daran, Innen- und Außenwände mit präziser Gegenständlichkeit oder unverblümter Poesie zu betexten.

Margarita Fuchs ist Preisträgerin beim MDR-Literaturwettbewerb 2007 und erhält den Rauriser Förderungspreis 2008.

 

Und andere Tiere

Sechs Windräder
äsen im Sommergras,
spitzen die silbernen Flügel,
schlagen mit langen Ohren Sturm,
wittern die Jagd und die Zügel.

Und
weit und breit
kein Wald
in Sicht,
nur hellgesprenkelte Hänge.

Wo werden sie abends ruhen?

Arithmetik

im oberen drittel des fensters
knapp unter den wolken
folgt ein vogel seinem kurs
zieht brüche am glas

dividiert den himmel durch zwei
nimm mich mit kapitän auf die reise
es kann auch ein storch
oder ein kranich gewesen sein

ein geier dem tierpark entflogen
muss später von mir
gefüttert werden

Stigma

Da unten
am Teich
hängt ein alter Kahn,
krumm in versunkenen Weiden,

leckgeschlagen, mit Moos
verbunden die Wunden, sonst bloß,
und schwarze Blätter
an einem Ast.

Enten ziehen enge Kreise,
grüne Wasser
schaukeln waagrecht
im Lot,

die Aufschrift am Plastik-
kübel ist rot:
Krautbauers Sauerkraut,
und er dreht sich ganz leise.

Alles ist
ruhig
auf meiner Haut,
keine Wimper zuckt.

Stadtrand

erzähl mir von heckenvögeln die wie
nichts loslegen vom schweren ton
der kolben vom grün das grau
gesprenkelt pinkelt und blassblau

grüßt der erste flug nach frankfurt
ich sitz zu haus
erzähl mir von den großen märkten
die neue brunnen sparsam sponsern

steht der tropfen höhlt den stein
gehörig aus und köpfe voller waren
tauchen auf und unter
erzähl mir von den vollen kurven

durch die pralle busse schlittern
räder fliegen mit und menschen
driften seitwärts rückwärts stadtwärts
weg im gegenzug trag ich deine

alten lieder auf: der maler malt
der müller müllt der fleischer
fleischt der tischler tischt der bauer
baut der bäcker bäckt am morgen

warmes duftendes licht

Rezensionen

Zu dieser Neuerscheinung im Jahr 2005 schrieb Anton Thuswaldner in seiner Rubrik „Sechs beste Bücher“ in den „Salzburger Nachrichten“:

Talentierte Labyrinthe
Margarita Fuchs

Literarische Anspielungen versteckt die Salzburger Autorin Margarita Fuchs gar nicht klammheimlich. Wenn sie ein Gedicht „die schöne stadt“ nennt, stellt sie einen Bezug zu Georg Trakl her. Sie misst sich nicht kraftmeiernd mit ihm. Wo bei Trakl „alte Plätze sonnig schweigen“, trifft sie auf ein Touristenzentrum, wo „freudig und sogar sonnig“ sich Menschen eine Stadt zu eigen machen. Die Gedichte von Fuchs weisen einen Schmerzpunkt auf, der das Schreiben erst zu einer Notwendigkeit macht (Edition Garamond).

Salzburger Nachrichten, Sechs beste Bücher, 15. Oktober 2005


Gedichte an Zweigen

„Talentierte Labyrinthe“ hat die Salzburger Schriftstellerin Margarita Fuchs ihren ersten Lyrikband genannt. Direkt und enttarnend, sensibel und gefühlvoll und niemals in Patitüden verfallend, nähert sie sich darin den großen Themen Familie und Liebe, Leben und Natur, Vergänglichkeit und Tod an. „Gedichte hängen an Zweigen von Bäumen, liegen auf Straßen und Wiesen, stapeln sich in Supermärkten, manche verstecken sich im Kühlschrank, sitzen neben mir auf der Küchenbank und fahren im Auto mit mir, andere stören meinen Schlaf, wollen gefüttert werden oder fallen gleich vom Himmel: glasklares, schlackenloses Glück.“ Margarita Fuchs ist eine pointierte Sprachbildmalerin. Sie malt in Viridingrün, Himbeerrot und Blauvogelblau, in Purpurweiß und Tuschschwarz – aber niemals nur Schwarzweiß: die Frauen- und Männerbilder, die sie in ihren Gedichten entwirft, sind vielseitig, gleichermaßen von Seufzern wie von einem Augenzwinkern begleitet. Und wenn einem ab und an das Lächeln nach der letzten Zeile gefroren ist, hat uns die Dichterin dort, wo uns alle Dichter gerne hätten: mittendrinnen.

Apropos. Straßenzeitung für Salzburg, Juli 2005


Mit der breiten Farbpalette menschlicher Empfindung, Beobachtung und Erfahrung präzise gemalter Einzelsituationen. (DL)

Bunt wie das Leben, farbenfroh wie ein Garten im Wechsel der Jahreszeiten, wie ein Mosaik aus Augenblicken gleiten klar konturiert eingefangene Situationen, Beobachtungen, Erinnerungen, Vor- und Nach-Gedanken durch den Raster Terra di Siena, Viridingrün, Himbeerrot, Blauvogelblau, Chartreusegelb, Graurubin bis zu Tuschschwarz, Purpurweiß, Austergrau und Vermillion. Ein unbestechlicher Blick für das Wesentliche, präzise Formulierungen und spitze Nadelstiche in die Luftblasen des Pathos zeichnen die unterschiedlich langen lyrischen Momentaufnahmen aus.
In variationsreicher sprachlicher Ausformung wird dem Unspektakulären Geheimnis um Geheimnis entlockt, das Große im Kleinen nicht ver-, sondern entschlüsselt unter die literarische Lupe genommen. So entsteht eine Landkarte des scheinbar Alltäglichen, deren einzelne Bereiche spotartig im Brennglas pointierter Benennung ausgeleuchtet werden. Das klingt ganz und gar nicht „ungezügelt“, wie der Untertitel glauben machen würde, sondern ist an die Kandare genommene Sprach- und Gedankenakrobatik, die zusammen mit assoziativen An-Klängen die Farbpalette menschlichen Empfindens und Erlebens zum Leuchten bringt. Nicht nur für LiebhaberInnen moderner Lyrik sehr empfehlenswert.

Christiana Ulz
bn.bibliotheksnachrichten 3/2005

Die Bücher von Margarita Fuchs:
Das große Fest von Portobuffolé
Ich träumte weiß

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