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Cover Martin Balluch: Die Kontinuität von Bewusstsein, Tierrecht und Tierschutz im Verlag Guthmann-Peterson, Wissenschaft, Forschung, Gesellschaft

Das Tierrecht aus Sicht von Philosophie und Naturwissenschaft

Naturwissenschaft und Tierrechte

Martin Balluch
Die Kontinuität von Bewusstsein

Das naturwissenschaftliche Argument für Tierrechte

410 Seiten, 15 x 21 cm, mit einigen Abbildungen
EUR 30,00/sfr 54,60
ISBN 978-3-900782-48-1

Über das Buch

In seiner philosophischen Dissertation unternimmt Martin Balluch den Versuch, die politische Forderungen nach Tierschutz und Tierrecht über den Nachweis des Bewusstseins bei Tieren und des freien Willens beim Menschen abzuleiten. Nach einer ausführlichen Darstellung des freien Willens, durchaus auch im naturwissenschaftlichen Sinn, zeigt der Autor die Konstruktion und De-Konstruktion des Menschbegriffs in seiner abwertenden Abgrenzung gegenüber allen nichtmenschlichen Lebewesen.

Nach exemplarischen, persönlichen Erfahrungen mit tierlichem Bewusstsein gibt er einen umfassenden Überblick über theoretische und praktische Untersuchungen und Erfahrungen mit Bewusstsein, seinen Anzeichen und Äußerungen. Besonderer Augenmerk gilt dabei der Rolle der Sprache und der Frage, ob sie für das Bewusstsein relevant ist, den Grenzen des Bewusstseins und den seiner Meinung nach zwingend folgenden ethischen Forderungen. Im letzten Teil schließt der Autor den Bogen von den frühen Tierrechtsideen bis hin zur modernen Tierrechtsbewegung und diskutiert die Utopie einer veganen Gesellschaft.

Rezensionen

In dem umfangreichen Werk versucht Balluch, über die Frage nach dem Bewusstsein zu reflektieren, ohne dabei die Mensch-Tier-Grenze zu reproduzieren. Dabei liegt dem Buch eine Mischung aus logischer, empirischer und persönlicher Argumentation zu Grunde, die unterschiedlich überzeugend ausfallen. Vor allem der logische Teil – anfangs dominierend – ist schwer zugänglich. Das gilt insbesondere dann, wenn grundsätzlich bezweifelt wird, ob Bewusstsein durch logische Gleichungen „belegt" werden kann, die immer wiederholt werden.
Interessanter hingegen sind die von Balluch vorgetragenen Ergebnisse neurobiologischer Forschungen, wobei er witzigerweise erst zum Abschluss des Kapitels aufklärt, dass die erwähnten „PatientInnen" sich aus menschlichen und nichtmenschlichen Individuen zusammensetzen. Ähnlich gelungen und kenntnisreich greift er in nachfolgenden Abschnitten die Zweiteilung „Mensch – Tier" an und rüttelt dabei auch an der scheinbar eindeutigen Definition der menschlichen Art.
Neben vielen spannenden Verweisen auf Kultur- und Bewusstseins-„Leistungen" nichtmenschlicher Tiere bringt Balluch auch persönliche Erfahrungen ein, womit er sich wohltuend von „reiner" Wissenschaftlichkeit abhebt. Kritisch anzumerken ist allerdings, dass die geschilderten Beobachtungen an Hunden teils verklären, welches reales Machtgefälle zwischen Menschen und ihren tierlichen BegleiterInnen liegt.
Positiv fällt auf, dass Balluch sich deutlich dagegen wendet, die Autonomie von jenen menschlichen wie nichtmenschlichen Individuen in Frage zu stellen, die – aus welchen Gründen auch immer, z. B. schwersten Gehirnverletzungen – nicht der Setzung von umfassender Rationalität oder Selbstbewusstsein entsprechen. Wir sollten immer davon ausgehen, dass Lebewesen einen bestimmten Grad an Bewusstheit haben, sofern das nicht 100%ig auszuschließen sei – ein wichtiges Fazit.

Aus: Befreiung hört nicht beim Menschen auf! Perspektiven aus der
Tierbefreiungsbewegung, herausgegeben von der Berliner TierrechtsAktion (BerTA), Verlag
SeitenHieb, Reiskirchen 2007, ISBN 978-3-86747-018-6.


„Dieses Buch handelt von einem der großen gesellschaftlichen Konflikte in unserer heutigen Gesellschaft, nämlich dem Umgang der Menschen mit den Tieren bzw. dem Mensch-Tier-Verhältnis. Unter Einbeziehung der neuesten Ergebnisse aus der Neurobiologie, Ethologie, Evolutionsbiologie, aber auch der mathematischen Physik wird Bewusstsein als ein reales, wissenschaftlich fassbares Phänomen beschrieben, das eine evolutionäre Kontinuität zwischen Mensch und Tier zeigt. Nach dieser Analyse gibt es keinen wesentlichen, qualitativen Unterschied zwischen menschlichem und tierlichem Bewusstsein. Die in der Gesellschaft weit verbreitete Ansicht einer großen Kluft zwischen Menschen und anderen Tieren erweist sich als soziales Konstrukt, eine Folge des Menschenbildes der Aufklärung, das zwar zur Gleichberechtigung unter den Menschen geführt hat, allerdings auf Kosten einer Abgrenzung und Minderbewertung der anderen Tiere. Aus dieser ,kopernikanischen Wende` in der Biologie müsse eine komplette Neubewertung der Rolle von Tieren in der Gesellschaft folgen: Tiere müssen TrägerInnen von subjektiven Rechten werden.“
Tierfreund Nr. 8/2005


Haben Tiere ein Bewusstsein? Nach Meinung des Philosophen und Tierrechtlers Martin Balluch lautet die Antwort darauf „ja". Um dies zu beweisen, setzt sich der Autor mit dem Thema Ethik, Tierethik und der Definition von Bewusstsein auseinander. Das Werk ist zugleich eine wissenschaftliche Abhandlung und hinterfragt die Klassifikation aller Wesen in „wir Menschen" und „die Tiere". Dass Tiere ein Bewusstsein haben, versucht Balluch anhand wissenschaftlicher Kriterien nachzuweisen. In 16 Kapiteln legt er die unterschiedlichen Aspekte des Tierrechtsgedankens dar. Er erkennt, dass nur eine vegane Lebensweise den Respekt gegenüber dem Leben, der Freiheit und der Unversehrtheit aller bewussten Wesen garantiert. Dieses Buch ist nicht nur ein Plädoyer für Tierrechte auf der Basis wissenschaftlicher Argumentation, sondern hält vor Augen, wie sorglos und unreflektiert Menschen mit Lebewesen umgehen. Vegetarier und Veganer werden ihren ethischen Standpunkt hierdurch bestätigt sehen.
Vegetarisch fit! September 2005


Das Problem bei Tierrechtsbüchern ist dasselbe wie allen engagierten Werken: Wie erreicht man die jenigen, die man ansprechen und für seine Gedanken gewinnen möchte? Nur den bereits „Bekehrten zu predigen" ist nicht abendfüllend und nicht zielführend. Man muss das Interesse der vielen anderen wecken.
Das gelingt Martin Balluch zum Großteil recht gut, er wendet sich an die Skeptischen, und bei ihnen besonders an die naturwissenschaftlich Orientierten. Diese stehen ihm gedanklich nahe, er war in seinem „ersten Leben" ein vielversprechender Mathematiker und Physiker, arbeitete in Heidelberg und in Cambridge.
Systematisch wie er ist, beginnt er wirklich ganz am Anfang, beim Urknall, und diskutiert ausführlich und kenntnisreich, ob die Welt determiniert ist, ob Menschen biologische Maschinen sind, wie es um die Freiheit des freien Willen und das Bewusstsein im physikalischen Weltbild steht, wie das Phänomen Bewusstsein beschaffen ist, wie man es erkennen kann und wer darüber verfügt. Mit unzähligen medizinischen, biologischen, etiologischen und anthropologischen Studienergebnissen belegt er, wie viel Bewusstsein bei nichtmenschlichen Lebewesen nachgewiesen werden konnte und wie wenig es sich vom menschlichen unterscheidet. Viele nichtmenschliche Tiere können sich nicht nur in ihrer eigenen Sprache, sondern sogar in einer menschlichen (meistens Englisch) ausdrücken. Offenbar ist die angeblich tiefe Kluft zwischen Mensch und „Tier" sozial konstruiert. Mit einer umfassenden Darstellung des zutiefst verwurzelten Speziesismus geht der Autor dann an die Dekonstruktion des Menschbegriffs. Von dieser Willkürlichkeit in der Bewertung und der deutlichen Kontinuität des Bewusstseins leitet er logisch seine Forderung nach Tierrechten ab.
Dass diese Gedanken nicht neu sind, sich aber nur zögernd durchsetzen, zeigt er in einem Überblick über die Tierrechtsbewegung seit dem 18. Jahrhundert. Dabei lässt sich nicht übersehen, dass seine Sicht eine dezidiert naturwissenschaftliche ist und gesamtgesellschaftliche Kräfte und Prozesse darin keine Rolle spielen. Er übergeht auch alle AutorInnen, wie z. B. Donna Haraway, Barbara Noske, Carol J. Adams oder Ted Benton, die sich mit Perspektiven über die Konzeption des reinen Tier„rechts" hinaus beschäftigen und an feministische und sozialistische Vorstellungen anknüpfen.
Seine Gedanken werden bei Außenstehenden und anderen NaturwissenschaftlerInnen wahrscheinlich durchaus greifen. Sozial- und geisteswissenschaftlich orientierte LeserInnen vermissen allerdings einen kritischeren Umgang mit Begriffen wie „objektive Wahrheit" oder „freier Wille" und können seinen gewagten logischen Ableitungen und seiner recht formalen Auffassung von Politik und Demokratie weniger abgewinnen. Aber auch dieser Autor, mit seinem geradezu gläubigen Vertrauen in die „Wissenschaft" und die von ihr produzierte „Wissenschaftlichkeit" bringt das Persönliche ein und berichtet in einem Exkurs über seine beglückende Freundschaft mit dem vegetarischen Hund Max oder baut seine Vision einer veganen Gesellschaft nicht zuletzt auf seiner eigenen robusten Gesundheit auf.
Insgesamt ist diese – zweite – Dissertation des engagierten Wiener Tierrechtlers Martin Balluch eine ambitionierte, kenntnisreiche Arbeit, die nicht den Diskurs innerhalb der Bewegung weiterführt, sondern einen bestimmten Argumentationsstrang, die Kontinuität von Bewusstsein und den daraus erwachsenden Anspruch auf Rechte, vertieft.

Roman Goldberg in der „Tierbefreiung" Nr. 48, September 2005


... In insgesamt 16 Kapiteln geht Martin Balluch auf das gesamte Spektrum der Tierrechtsdiskussion ein. Er bedient sich dabei der Erkenntnisse aus der Neurobiologie, Ethologie, Evolutionsbiologie und Physik. Weitere Schwerpunkte: „Mensch – Tier, zwei soziale Konstrukte; Bewusstsein bei verschiedenen Wesen; Argumente anderer; Grenzen des Bewusstseins; das ethische Ideal." Dort, wo die Argumente oft im Abstrakten entstehen, bleibt eine gewisse Willkür, eine Beliebigkeit nicht aus. In der Diskussion über Tierrechte und Tierschutz nutzt das eher deren Gegnern. Da ist es von größtem Nutzen, wenn zum Thema „Bewusstsein bei nichtmenschlichen Tieren" als Aspekt der Tierrechtsdiskussion jetzt endlich ein naturwissenschaftlich rational fundiertes Buch vorliegt.
Guido Barth in „natürlich vegetarisch", Oktober/November/Dezember 2006

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Das Bemerkenswerte an dieser Arbeit ist die Verbindung naturwissenschaftlicher Gedankengänge mit ethischen Forderungen, die Martin Balluch, der „in seinem ersten Leben" Physiker war, vollzieht, und die Konsequenz, mit der der engagierte, aktive Tierrechtler seine Argumentation vorträgt.