Roman |
Ein lebenssprühender, festlicher Roman aus Salzburg
Margarita Fuchs, Das große Fest in Portobuffolé
Roman |
394 Seiten, 14 x 20,3 cm
€ 26,/sfr 47,30
ISBN 978-3-85306-025-4 3. Auflage
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Über den Roman |
Das Fest in Portobuffolé soll ein glanzvoller Höhepunkt
in Fania Seitz' Leben werden und einen Neubeginn markieren.
Am liebsten würde sie in ihrem Leben blättern wie
in einem Album voller Schnappschüsse, aber Gegenwart und
Vergangenheit scheinen nicht nur in diesem Schloss im Norden
von Venedig untrennbar miteinander verbunden zu sein. Ihr Verlust
der Sprache zwei Jahre zuvor und die mühsame Rückkehr
ins Leben liegen nun hinter ihr. Sie genießt, dass die
banalen Dinge wieder banal sein dürfen. Sie ist hellhörig
geworden, sich selbst und den anderen gegenüber. Das Attentat
am 11. September auf ein Gebäude, das in ihrem Leben große
Bedeutung einnahm, verstärkt ihre Ahnung von der Zerbrechlichkeit
des Glücks. Mit ihrem analytischen Blick entzaubert und
verklärt sie die Vorgänge im Schloss und die vielfältigen
Beziehungen, die innerhalb ihrer Patchwork-Familie und zwischen
ihr und ihren Gästen bestehen. |
Leseprobe |
Wir besprechen gerade das Menü. Wir kommen gleich,
sagte Fania zu Eva und Mutter. Sie fühlte sich nicht wohl.
Sie begann sich schon wieder zu rechtfertigen. Das machte sie
unruhig. Sie wollte sich nicht hetzen lassen.
Frau Pillillini hatte ein typisches venezianisches Festessen
vorgeschlagen, nur Fisch, kein Fleisch. Fisch wäre kein
Problem, dachte Fania und ging im Geiste ihre Gästeliste
durch. Viele waren langjährige Freunde der Cucina italiana,
die nicht nur Guiseppe Ciprianis Rezepte in Harry´s Bar
verkostet hatten.
Wer wusste denn schon, dass Carpaccio, wie es mittlerweile in
jedem zweiten Landgasthaus zwischen dem Wallersee und Mattsee
angeboten wurde, nach dem venezianischen Renaissancemaler Vittore
Carpaccio benannt war?
Fania war froh, solche Freunde zu haben.
Ob sich alle mit Meeresspinne, gratinierter Muschelplatte und
Krebs mit Meeresfrüchten anfreunden konnten? Frau Pillillini
zerstreute ihre Bedenken. Es passt zum Anlass und
zum Ambiente, sagte sie. Denken Sie doch, so nahe
vor Venedig, da muss man den Fisch und die Muscheln riechen
können!
Genau dieser Geruch war es, der ihr Übelkeit verursachen
würde, dachte Fania. Nach dem dritten Gang nehmen
wir Risotto all´onda con funghi porcini, das ist ein Risotto
mit Steinpilzen, zur Erholung sozusagen. Sie lachte wieder,
und ihr schönes Dekolleté hob und senkte sich.
Dann kommen die Crespelle della Casa ai frutti di mare
con vellutate di gransoporro, das sind die Meeresfrüchte
in – wie sagen Sie noch gleich – Omelett?
Fania nickte. Sie war hingerissen. Das ganze Essen war eine
einzige Symphonie wunderbarer italienischer Silben. |
Rezensionen |
Ziel war die Leidenschaft zur Sprache
Die Salzburger Nachrichten über Margarita
Fuchs
Vermittelt wird von der Autorin Margarita Fuchs das Gefühl,
eingebettet zu sein in den Strom des Lebens
Fackeln in der Auffahrt des Kavalierhauses im Salzburger
Schlosspark von Kleßheim. Eine Lesung des Romans von
Margarita Fuchs: Das große Fest von Portobuffolé“
(Edition Garamond, Wien). Die gespannte Erwartung am Vortragsabend
entlädt sich in Sätzen: Du hast eine Liebesgeschichte
geschrieben... Ich habe die ganze Zeit gelacht...
Du hast eine Geschichte von starken Frauen geschrieben"
... Du kritisierst das Establishment" ...
Margarita Fuchs, 1951 in Riedau in Oberösterreich geboren,
hat viele Jahre an einer Salzburger Mittelschule Deutsch und
Geografie unterrichtet. Schreiben war von Anfang an
meine Leidenschaft, Schreiben, das bin ich und das Lesen gleich
dazu." Als Lehrerin identifiziert sich Margarita Fuchs
voll und ganz mit ihrer Tätigkeit. Sie strebt nach Perfektion
und Professionalität. Mein Ziel war es, meine Liebe
und Leidenschaft in Anderen zu entfachen und weiterzugeben.
Dafür habe ich mich voll eingesetzt."
Die engagierte Lehrerin hat viel positive Erlebnisse und Rückmeldungen
in ihrem Beruf. Obwohl es das Leben ist, das sie sich wünscht,
beginnt der Zustand ab einem bestimmten Punkt zu kippen. Mit
den Jahren verliert sie das Empfinden dafür, was sie
sich alles zumuten kann. Wenn ihr wieder einmal alles über
den Kopf wächst, denkt sie daran, dass auch Andere hart
arbeiten müssen, und erlebt sich dennoch gefangen wie
in einem Hamsterrad".
Mitunter hat sie sekundenlang das Gefühl eines drohenden
Zusammenbruchs. Familie, Beruf, kulturelle Verpflichtungen
ermüden und strengen sie mehr und mehr an. Die vorausgeahnte
Attacke ist weit schlimmer als sich denken lässt.
Eine plötzlich auftretende Thrombose im Gehirn lässt
sie die Sprache verlieren und macht sie über Monate unfähig,
sich zu verständigen, sie kann weder lesen noch schreiben.
Die Ursachen für diesen lebensbedrohenden Einbruch sind
unklar. Margarita Fuchs nimmt nun den Kampf gegen das unheimliche
Gefühl eines inneren und äußeren Verlustes
ihrer Person auf. Und sie gewinnt! Der Kollaps ihres Körpers
befreit sie zu dem, was sie eigentlich wollte und suchte:
zum eigenen Schreiben! Die Heilung vollzieht sich im Prozess
dieses schöpferischen Vorgangs. Die neu geschenkte Fähigkeit
lässt sie in einen freudigen Taumel fallen, zugleich
hat sie Angst: Ich werde mein Buch nicht überleben."
Zäh hält sie sich an ihre Arbeit, sie ringt um jede
einzelne Formulierung. Distanz und Ironie lassen sie ihr Vorhaben
bewältigen. Hatte sie vor ihrem Zusammenbruch der Kreativität
anderer gedient, so befreite sie die überstandene Krankheit
zu eigener Schöpferkraft. Ihr Körper hat sie dazu
herausgefordert. Sie würde den Tag ihrer folgenschweren
Diagnose gerne vermieden haben, dennoch ist sie heute glücklicher
denn je. Sie ist bereit, ihre persönlichen Potenziale:
kreatives Chaos bei gleichzeitiger Ordnungsliebe und dem Wunsch
nach Klarheit anzuerkennen.
Der Tag ihres großen Erfolges im Kavalierhaus beginnt
für Margarita Fuchs noch mit einer harten Prüfung:
Am Morgen versagt ihr die Stimme! Bis zum Abend ist sie mit
ihrem Körper im Einklang.
Es geht Margarita Fuchs vor allem um Sprache! Endlich kann
sie mit Sprache selbst arbeiten, behutsam setzt sie Wort um
Wort. Sie erzählt aus dem Leben einer Frau im 21. Jahrhundert,
es ist eine persönliche Geschichte, die zugleich über
das Individuelle hinauswächst und sich in ein allgemein
menschliches Anliegen wandelt.
Ihr Roman besitzt großen Wiedererkennungswert, viele
Assoziationserlebnisse geben der Leserin, dem Leser das Gefühl,
eingebettet zu sein in den Strom des Lebens. (Ulrike Guggenberger,
29.11.2003)
Die gefährdeten Netze der Erinnerung
Auszug aus der Rezension in den bn.bibliotheksnachrichten Netze sichern und Netze nehmen gefangen, bei Netzen der
Erinnerung ist dies nicht anders. Margarita Fuchs kennt beide
Aspekte, den Halt und den Absturz, und setzt sich mit ihnen
literarisch auseinander.
Als sie 2003 mit ihren Roman „Das große Fest
in Portobuffolé“ erstmals die öffentliche
literarische Bühne betrat, war die sprachliche Innenwelt
schon lange geformt und geübt.
(...) Der Roman zeigt die scharfe Beobachtungsgabe von Margarita
Fuchs, ihre Fähigkeit für pointierte Vergleiche,
für feine Charakterzeichnungen und ihr Können,
dem Wesen der Figuren aus den Dialogen heraus Profil zu geben.
An dieser bewussten Arbeit am sprachlichen Detail erkennt
man die Lyrikerin, die mit Talentierte Labyrinthe (2005)
und Ich träumte weiß (2006) bereits zwei Bände
veröffentlicht hat. Die Wirkung dieser Texte ist nicht
nur bei den stark besuchten Lesungen der Autorin ablesbar,
sondern inspiriert auch andere (...)
Mit dem Reißen der Netze der Erinnerung treten das
Schreckliche und das Komische auf den Plan. Margarita Fuchs
begegnet diesen Phänomenen mit einer verstärkten
Freude am Leben und an der Literatur. Und mit einer tiefen
Dankbarkeit für die geglückte Rückkehr in
die Welt der Sprache. (Reinhard Ehrgartner, bn3/2007)
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Margarita Fuchs
über ihr Schreiben
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Was haben der Verlust von Sprache, das Attentat am 11.
September 2001, der Alzheimer meiner Mutter und die Kälte
in einem italienischen Schloss gemeinsam? Auf den ersten Blick
weiß ich es nicht, aber ich weiß, dass etwas auf
mich gewartet hat. Ich konnte ihm nicht entrinnen, eine Amour
fou. Und ich stand Tag und Nacht bereit, zittrig und unruhig,
dann wieder voller Feuer und Leidenschaft. Kann man mit einem
Satz drei Tage und einen halben glücklich sein? Und ihn
dann verwerfen? Wegdenken? Neu aufbauen?
Und die Sätze wurden lauter.
Was machst du da?, fragten meine Kinder, als sie sahen, wie
sich die weißen Blätter füllten. Ich schreibe,
sagte ich. Daraufhin fing auch meine jüngste Tochter
an, eine Geschichte niederzuschreiben. Als sie damit fertig
war, wurde sie misstrauisch, weil ich immer noch schrieb.
Ich komme gleich, sagte ich zu ihr. Aber sie glaubte mir nicht.
Also schrieb ich zwischen allen Stühlen und bei jeder
Gelegenheit. Wie schnell ein Kugelschreiber leer wird ...
Und wenn ich nicht schrieb, dachte ich an das Schreiben. Ich
war die Regisseurin meines Films. Außerdem kümmerte
ich mich um den Ton, die Musik, die Masken, die Kostüme,
das Bild, den Schnitt, um alles. Die Schauspieler spielten.
Ich habe geschrieben, seit ich schreiben kann. Dichterin,
schrieb ich auf mein erstes Heft. Ich war sechs.
Es mag interessant klingen zu sagen, ich wollte nie schreiben.
Ich wollte immer schreiben. Am 10. Dezember 1999 ließen
mich im Morgengrauen die Sätze im Stich. Sie kamen halbherzig
zurück. Zögernd. Nach meinem Fest geschah es dann.
Ich weiß nicht, wie es aussieht. Groß, dunkel,
geheimnisvoll? Ein riesiges Luftschiff voller Töne, aus
dem die Wörter herausfallen? Es macht mich leer und voll
zugleich. Es macht mir den Kopf schwer. Aber er macht mich
lebendig: der Traum vom gelungenen Selbst. |
Margarita Fuchs
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Über die Autorin
Margarita Fuchs wurde 1951 in Riedau/Oberösterreich
geboren und verbrachte ihre Kindheit in Grieskirchen. Nach
ihrer Matura in Wels studierte sie Germanistik und Geographie
in Salzburg und unterrichtete bis 1999 an AHS und BHS in
Neumarkt am Wallersee und in der Stadt Salzburg. Sie war
viele Jahre Trainerin und Seminarleiterin in der Erwachsenenbildung
am BFI Salzburg. Sie lebt heute in Salzburg, ist verheiratet
und hat drei Kinder, die neun, dreizehn und zwanzig Jahre
alt sind.
Margarita Fuchs ist Preisträgerin beim MDR-Literaturwettbewerb
2007 und erhält den Rauriser Förderungspreis
2008.
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Mit Margarita Fuchs Buch Das große Fest von Portobuffolé“
ist uns etwas gelungen, was bei einem literarischen Erstling
selten genug vorkommt: Das Buch ist bereits in zweiter Auflage
erschienen. Deshalb möchten wir uns hier bei allen bedanken,
die dies möglich gemacht haben: den zahlreichen LeserInnen,
den RezensentInnen, den BuchhändlerInnen …
Die Bücher von Margarita Fuchs:
Talentierte
Labyrinthe
Ich
träumte weiß |
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